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Ach, der Winter.

Dieser Winter. Nicht meine liebste Jahreszeit, eigentlich. Bisher. Denn eigentlich, eigentlich bin ich eine unverbesserliche Sonnenanbeterin. Ich liebe zarte Schweißperlen auf gebräunter Haut, ich liebe den Geruch von altem Pommesfett am Badestrand, ich liebe nackte Füße im eiskalten Seewasser und sommersprossengeschmückte Gesichter hinter übergroßen Sonnenbrillen. Ich zelebriere jeden Sommertag, bis auch der letzte davon aufgebraucht ist und der Winter den Herbst vorausschickt, um uns vorsichtig auf das Schlimmste vorzubereiten.

Und dann die Weihnachtszeit. Jedes Jahr die ungesunde Mischung aus Stress, schlechtem Wetter und zu vielen Plätzchen, aus hektischen Menschen und verzweifelter Geschenksuche. Knisternde Haare durch zuviel Polyester in Strickmützen. Die Weihnachtszeit ist morgens aufstehen wie immer, nur dass es draußen plötzlich noch dunkel ist, im Stockdunklen durch die eiskalte Wohnung ins Bad tapern, sich im Halbschlaf zurecht machen, noch immer halb schlafend wie ferngesteuert ins Büro fahren, die S-Bahn voller ebenfalls ferngesteuerter Menschen, im Büro langsam aufwachen, die Aufwachzeit auf Amazon überbrücken, Stichwort verzweifelte Geschenksuche, dann doch lieber schnell zur Arbeit schwenken, bevor die Verzweiflung Überhand nimmt. Die Weihnachtszeit ist Winterzeit, Winterzeit ist kalte Zeit, kein leichtes Spiel für Menschen mit einer Abneigung gegen Strickmützen und Wollfäustlinge.

Aber dieses Jahr, jetzt, da läuft das alles etwas anders, irgendwie. Der kleine Mensch in meinem Arm macht, dass ich die Weihnachtszeit neu wahrnehme. Er selbst versteht noch nichts. Er ist sieben Monate alt und ist fasziniert von allem, was blinkt und leuchtet, ob weihnachtliche Lichterkette oder altersschwache flimmernde Glühbirne im Treppenhaus, das ist ihm egal. Vielleicht also wird in diesem Jahr noch nicht so viel anders. Aber dann. Nächstes und übernachstes und das darauf. Ich überlege schon jetzt, wie ich im nächsten Jahr die Wohnung dekoriere, wie wird der Baum aussehen, welche Plätzchensorten backen wir, welche Musik legen wir dabei auf. wen beschenken wir mit Selbstgemachtem. Ich freue mich auf leuchtende Augen, fröhliches Lachen und ehrfürchtiges Staunen, wenn der Nikolaus einen gefüllten Stiefel vor die Tür stellt. All das, schon bald. Dieses Jahr ist es nur meine Wahrnehmung, die anders ist. Das muss fürs erste reichen. Solange sammle ich Inspiration und freue mich aufs nächste Jahr.
Alle Bilder gefunden bei Pinterest

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